„Wir hören zu! Auch in schwierigen Zeiten!“, das war das Motto der Einladung an die Gewerbetreibenden, Einzelhändler und Freiberufler in Bad Camberg zu einem virtuellen Unternehmerfrühstück mit dem Hessischen Finanzminister Michael Boddenberg.

Der Stadtverbandsvorsitzende MdL Andreas Hofmeister hatte seinen Landtagskollegen eingeladen und die Teilnehmer konnten so einen gut aufgelegten Staatsminister erleben, der in einer Zeit mit großen Aufgaben, das Gespräch suchte und sich geduldig den Fragen stellte.

Daniel Rühl, der Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidat zur Kommunalwahl, hatte die Idee zu dem Unternehmerfrühstück. Er erläuterte, dass die notwendigen Corona-Einschränkungen derzeit alle Bereiche der Gesellschaft vor große Herausforderungen stellten. Dies gelte auch mit Blick auf das Gewerbe und insbesondere den Einzelhandel in Bad Camberg. Gerade um die in diesem Bereich völlig nachvollziehbar aufkommenden Sorgen und Existenzängste aufzunehmen, habe man dieses digitale Unternehmerfrühstück angeboten. In einer kurzen Einführung ging Staatsminister Boddenberg auf das bereits von staatlicher Seite Geleistete ein. Er verwies auf die besonderen Belastungen der öffentlichen Haushalte, erklärte aber auch die schwierigen Abwägungen im Corona-Kabinett, welche Branchen und Einrichtungen wie stark eingeschränkt werden müssen, um die Verbreitung des Virus und der vermutlich gefährlicheren Mutationen zu verhindern. In aller Deutlichkeit wies er darauf hin, dass allen Corona-Beschränkungen und -Maßnahmenein sorgfältiger Abwägungsprozess voran gestellt werde. Den oftmals geäußerten Eindruck, dass pauschal und ohne gründliche Detailprüfung Teile des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft stillgelegt würden, wies er von sich. Gleichzeitig räumte er ein, dass es natürlich Ungerechtigkeiten und kontrovers zu diskutierende Abgrenzungsfragen verursache, wenn die Politik binnen kürzester Zeit aufgrund der grassierenden Corona-Pandemie gezwungen werde, weite Teile des öffentlichen Lebens stillzulegen und nur jene Bereiche offen zu lassen, die für die täglichen Bedarfe der Menschen unverzichtbar sind.

Wie erwartet, entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen den teilnehmenden Gewerbetreibenden bzw. Einzelhändlern aus Bad Camberg und Hessens oberstem Finanzpolitiker. Kevin Isermeyer, der seit 5 Jahren erfolgreich ein Sportcenter betreibt, fragte beispielsweise, warum er auf 800 Quadratmetern trotz vorbildlichem Hygiene- Konzept kein Personal-Training mit FFP2-Maske mit maximal zwei Personen in seinen angemieteten Räumlichkeiten anbieten darf, während im Privatleben Begegnungen mit zwei Personen erlaubt seien.Die Inhaberin eines vor der Krise gut laufenden Bekleidungshauses, Sabrina Ebner, wies auf die Besonderheiten im textilen Einzelhandel hin. Saisonale Modeware müsse sie mindestens 6 Monate im Voraus bestellen. Sie sitze auf hohen Warenbeständen und wisse aufgrund der bestehenden Ungewissheiten nicht, welche Mengen an Waren sie für den Herbst disponieren sollte.„Wird den großen börsennotierten Unternehmen mehr geholfen als dem lokalen Einzelhandel und kleineren Gewerbetreibenden?“, diese Frage beschäftigte Georg Minde aus Würges. Er sieht den sozialen Frieden gefährdet, wenn dieser Eindruck entsteht.
Architekt Willi Hamm aus Bad Camberg, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Limburg-Weilburg, nutzte die Chance, u.a. auf von ihm beobachtete Verschwendung von öffentlichen Mitteln hinzuweisen.

Staatsminister Boddenberg zeigte viel Verständnis für die schwierige Situation der Bad Camberger Einzelhändler und Gewerbetreibenden und machte auch keinen Hehl daraus, dass er nicht für alle Betroffenen zufriedenstellende Antworten im Gepäck habe. Er verwies allerdings auch darauf, dass sich die Politik die Corona-Einschränkungen nicht leichtfertig ausgedacht habe, sondern dass es letztlich das Virus und die von ihm ausgehende Bedrohung sei, welche derart einschneidende Maßnahmen erforderlich machten. Nach 135 Minuten anregenden Gesprächen verabschiedete sich der Minister mit der Aufforderung, konkrete Anliegen und Probleme schriftlich an ihn persönlich zu richten und versprach, dass man diese nicht nur prüfen, sondern auch in die anstehenden Beratungen im Corona-Kabinett mitnehmen werde.

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